Montag, 1. August 2011

Heute habe ich eines der Millionen und Dutzend Geheimnisse einer Liebesbeziehung gelüftet. ...

... Ob es nun an der frischen Augustluft, die eher der im April ähnelt, liegt, oder aber damit zusammenhängt, dass heute Montag ist, und damit die 4. Ferienwoche beginnt, kann ich nicht wirklich schließen... Aber was auch immer es ist - Es hat mich zu einer wichtigen Erkenntnis gebracht.
Obwohl man selbst es nicht zugibt, ertappt man sich dabei, sich als schuldig abzustempeln und könnte dem heulenden Etwas im Bett eine einfache Alternative setzen, die Probleme löst, wie keine andere Medizin. Trotzdem empfinden die meisten dieses Gegengift als gefährlich, sich ihre Würde zu versalzen, und gehen diesem ganz aus dem Weg. Das Geheimrezept heißt: Entschuldigen.
Gestern Abend und heute Morgen überkam mich die heißbegierige Lust, Fred wiederzusehen. Dummerweise verschlimmerte sich unser Streit gestern Abend um einiges, was jedoch nicht halb so schlimm war, wie das Wissen und die Empfindung, dass ich eigentlich gar nicht mehr sauer war auf Fred, sondern nur noch aus Dickköpfigkeit mit ihm stritt.
Als Fred vor 2 Monaten mal bei mir zu Hause war, schritt er geradewegs auf einen kleinen zusammengefaltenen Zettel zu, hob ihn hoch und wollte ihn lesen. Ich riss ihm den Zettel entgeistert aus der Hand, und ließ ihn in die Ritze zwischen meinem Bett und der Wand fallen, mit den Worten "Du sollst das nicht lesen! Vielleicht mal, wenn du lieb bist!"
Zusammen mit einem weiteren Zettel, auf dem ich schwerfällig eine Entschuldigung für meine bösen Vorwürfe erklärte, steckte ich die beiden Blätter also gestern Abend in einen Briefumschlag, stellte meinen Wecker auf 5:15 Uhr, stand vorhin 5:34 Uhr auf, und fuhr 6:22 Uhr mit dem Bus zu Fred, wo ich 6:46 Uhr auf dem Markt ankam und die letzten hundert Meter zu ihm nach Hause weiter lief. 
Irgendwie musste ich mich, was die Höhe des Fensters von Freds Zimmer angeht, wohl verrechnet haben. In meiner Vorplanung, hatte ich nämlich gehofft, dass wenn ich die  Papiertonne vor die Haustür stellte, sein Zimmer leicht erreichen würde. (Ich habe keine Ahnung, wieso sich die Menschen in Filmen immer in schwarzen Tonnen verstecken und sich dann wundern, wenn sie ne Bananenschale auf der Schulter haben!) Weit verfehlt! Da hätte ich schon 2 solcher Teile stapeln müssen. Dennoch entschied ich mich dafür, auf der Tonne stehen zu bleiben und verschaffte mir einen Überblick. Wenn ich es schaffen konnte, irgendwie auf das Garagendach zu kommen, wäre die Wahrscheinlichkeit, Freds Zimmer nicht zu verfehlen geringer, als wenn ich auf diesem Punkt verharrte. Die letzten 10 Jahre Pennen im Sportunterricht wurden mir nun zum Verhängnis. Mit meinen also wenig akrobatischen Kenntnissen, kämpfte ich mich über das Geländer gehängelt auf die Tonnen, hochgestemmt an der Regenrinne (auf der ich im weniger sommerlichen Platschregen selbstverständlich ausrutschte und mir ein komplett nasses Gesamtbild verschaffte) hoch auf das Garagendach. Noch bedacht darauf, mich ab und zu umzusehen, ob auch niemand der Nachbarn auf die Idee käme "Du meine Güte! Bei den M's wird eingebrochen!" um dann die Polizei zu alarmieren(wäre ja wohl das Letzte, was mir hätte um 6:57 Uhr widerfahren können), fehlten mir in etwa 2 cm, um das Fensterbrett Freds zu erreichen. Zum insgesamt zweiten Mal in meinem Leben, innerhalb von 5 Minuten, ärgerte ich mich, dass ich im Sportunterricht nicht ordentlich aufgepasst und dabei Zielen gelernt hatte. Aber ehe ich mich versah, hatte ich das Fensterbrett auch schon getroffen, und ein zierlicher pinker Briefumschlag befand sich vor dem kleinen Fenster. Das Herunterkommen vom Dach erwies sich als nicht minder schwierig als das Hochklettern. Am Briefkasten befestigte ich noch einen Zettel, auf dem stand "Guten Morgen! Heute schonmal auf's Fensterbrett geschaut?!", und dann versteckte ich mich unter dem Garagendach und rief Fred auf dem Handy an. 
Als sich eine verschlafen und verdatterte Stimme meldete, sagte ich schroff ins Telefon: "Warst du heute schonmal am Briefkasten? Vielleicht solltest du das tun." Weg. Zu meiner Verwunderung hörte ich, wie wenig später das Fenster von Fred geöffnet und der kleine Umschlag reingenommen wurde. Ich riss die Nachricht vom Briefkasten ab und warf sie in die Papiertonne, auf der ich vor einigen Minuten noch gestanden hatte.
7:14 Uhr, noch 3 Minuten bis zum Fahren meines Busses. In zügigen Schritten, machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Offensichtlich war der Bus mal wieder im Verzug. (Was einen nicht alles wundert im heutigen Regionalverkehr, liebe Grüße auch an die Deutsche Bahn!) 7:19 Uhr, 2 Minuten Verspätung, der Bus fährt die Haltestelle an, ich drehe mich nochmal um, ob auch niemand gelaufen kommt. Nein, niemand. Ich will in den Bus einsteigen, da klingelt mein Handy. "Hallo?" - "Wusstest du, dass der Briefbote meine Post auf mein Fensterbrett gelegt hat? Wenn du magst, kannst du jetzt zurück kommen!"
Das, was mich an Fred auf jeden Fall verwundert, und was eine Katastrophe für jeden tragischen Spielfilm-Produzenten wäre, ist, dass er nach einer kleinen Geste meinerseits sofort wieder hochaktiv im Spiel ist und nicht orientierungslos nach den passenden Worten und Handlungen sucht. Fast scheint es dann, als wären die Dinge nie geschehen, die uns überhaupt erst in solch eine Situation geführt haben. Ich glaube, es ist das, ... wie ich bereits in dem Brief geschrieben habe, der damals zwischen Bett und Wand gefallen ist ... was ich an ihm schätze! Vorallem aber liebe.



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