Donnerstag, 11. August 2011

Auf die Frage hin, ...

... was ich denn am meisten hasste, antwortete ich bisher immer, eigentlich nicht undurchdacht: Vergänglichkeit und Abschiede.
Sofern ist das nachzuvollziehen, da ich der Meinung bin, dass Trauerzustände in den meisten Fällen etwas mit Abschied zutun haben. Egal, ob man nun Adé zu einem Menschen, einer Situation oder seinem Tagebuch sagt, wenn einem die Sache am Herzen liegt, so will man sie nicht unverzüglich loslassen.
Wo man beim Abschied manchmal zurückblicken kann, und in manchen Fällen, sogar noch mehr als nur in Erinnerungen schwelgt, ist die Vergänglichkeit eine Sache für mich, mit der ich noch nie zurecht kam. Als ich 10 Jahre alt war, besuchte ich das Konzert meiner damaligen Lieblingsband. Als das letzte Lied anklang, bekam ich schreckliche Panik, mein Herz verkleinerte sich gefühlte 5 cm². Die Tatsache, dass die Musiker gleich ihre Sachen zusammenpacken würden und die Bühne verließen, erschütterte mich nicht halb so sehr, wie das Bewusstsein, dass das Konzert soeben erst begonnen hatte, und ehe ich es wirklich genießen konnte, schonwieder vorbei war. Man sagt, dass die Zeit schneller vergeht, wenn man sich amüsiert. Bei mir war das jedoch noch nie so. Wenn ich mich wohlfühle, erlebe ich in einer Stunde einen ganzen Tag, mit tausenden neuen Eindrücken. Aber plötzlich verklang der letzte Ton, und ich als 1,53 m großer Mensch, stand noch hinten auf den Verstärkerkästen und wusste nicht wohin mit meinen plötzlichen Angstgefühlen, ich könnte die Zeit nicht mehr im Zaum halten, und sterbe jede Minute. Ich meine, der Umkehrschluss, dass ich schöne Momente nichtmehr als Stunden empfände, wäre dass langweilige und schlechte Momente als Sekunden verweilten. Nach dem Konzert kam mir alles nur noch jämmerlich und eintönig vor. Wie lange hätte ich also noch zu leben?
Die Gewissheit, dass mich die Vergänglichkeit also auffraß, traf mich mit 10 Jahren wie ein Schlag. 
Eine ganz neue Erkenntnis gewann ich jedoch in den letzten Tagen. Wenn ich morgens (eigentlich mittags) nach dem Aufstehen, nachmittags beim Nichtstun, abends beim Lesen oder Fernseh schauen und nachts kurz vor dem Schlafen, an Fred denke, zähle ich die 56 einhalb Stunden, bis er endlich wieder da ist. Somit offenbarte sich mir also eine völlig neue Dimension der Vergänglichkeit... nämlich die Vergänglichkeit der schlechten Zeit, die sich tatsächlich schneller voranbewegt, als die, in der man sich amüsiert und glücklich ist. Und das ist keineswegs etwas, was ich hassen könnte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen