Sonntag, 23. Oktober 2011

Kontrastreicher wirkt ein Bild erst, ...

... wenn man den Vergleich direkt daneben liegen hat. Das bemerke ich ja schon beim Bearbeiten meiner Fotos, aber in manchen Situationen lässt sich eben auch das Leben als ein einzelnes Porträt betrachten.
Seit ich gestern in Ungarn angekommen bin, ist eigentlich so ziemlich alles schiefgegangen, was schiefgehen kann. Während des Hinfluges traten Turbulenzen auf; auf dem Kofferband kamen zwar tausende Koffer, aber nicht meiner entlang gefahren; dadurch musste ich dann einen Antrag stellen, dass mein Koffer so schnell wie möglich gefunden werden sollte. Heute musste ich Tóris Bruder auch noch dabei helfen, einem Hasen das Fell über die Ohren zu ziehen!


Das alles entspricht überhaupt nicht der Natur, der ich gewachsen bin! Und trotzdem fühlte ich mich bei keiner einzigen dieser Sachen auch nur eine Sekunde unwohl. Plötzlich liebe ich es, Hasen zu schlachten; finde es abenteuerlich mit Lufthansa durch Unwetter zu jagen; und lache über das Verschwinden meines Koffers.
Die Stadt ist satt,
Hungrig ist das Dorf.

2 Schweine (Gigszer & Quodie)
Währenddessen beschreibt Juni, meine beste Freundin, ihr Leben im Luxushaus ihrer Gastfamilie als "seeeehr einfach" und weiß nicht, über was sie sich mit Rita (Gastschwester) und deren Bruder unterhalten soll. Nur die fleißig ungarisch-dahinschwafelnde Mutter redet anscheinend sehr gerne auf die nichtsverstehende Juni ein.
Wir sitzen in der Küche, essen Eier...Schaum in Vanillesoße. Rita, Ritas Mutter, Ritas Bruder, Juni, Tóri und ich. Während ihre Mutter sich nicht unverständlich selten vergewissert, ob alles in Ordnung wäre und höfliche Sprüche in die Runde wirft; schnappt sich Rita mit den Kätzchenhausschuhen schnell den Löffel mit dem Kätzchenmotiv, löffelt ihre Eier...Soße, rempelt dabei versehentlich ihren Bruder an, der reglos weiter 3 Zentimeter über seiner Schüssel hängend darin herumstochert; Juni und Tóri, die jeweils neben mir sitzen, treten und zwicken mich unabhängig voneinander ins Knie; und ich gebe mir alle Mühe der Welt; nicht von dem monotonen Ticken der kitschigen Küchenuhr, dem unnatürlich lauten Schlurfen meiner goldverschnörkelten Samthausschuhe auf dem Fliesenboden, den Katzenbildern auf Wänden, Schränken, Türen, Papierkörben, Uhren, Computern, Kalendern, Seifen, Pullovern, Festerscheiben und Besteck; in Ohnmacht zu fallen und vor Verkneifen des offensichtlichen Losprustens vom Stuhl zu kippen.
Daher ist es vielleicht nicht unbedingt der veränderte Kontrast, der ein Bild auf den ersten Blick interessanter erscheinen lässt; sondern einfach die Abhebung vom Normalen - die Bearbeitung an sich.

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